Brustkrebsforschungspreis 2012
Der Österreichischen Krebshilfe ist es ein Anliegen, wissenschaftliches Arbeiten durch Forschungsförderung und Vergabe von Stipendien zu unterstützen.
Zum Thema Brustkrebs förderte die Krebshilfe in den vergangenen Jahren zwei Projekte, über die Sie hier mehr erfahren.
Deregulierte zelluläre Antwort auf die DNA Schädigung in BRC1-kompetenten Brustkrebs-patientInnen als neues therapeutisches Target
Projektleitung: Ao. Univ.Prof. Dr. Jozefa Gadek-Wesierski, Institut für Krebsforschung, Medizinische Universität Wien
Projektdauer: 2013 - 2015
Fördersumme: 15.000 Euro
In den letzten Jahren wurde ein neuer therapeutischer Ansatz, genannt ‘synthetische Letalität’, entwickelt. Mit dessen Hilfe werden genetische Differenzen in Brustkrebszellen effektiv genutzt, um diese selektiv zu töten. Dieser neue Ansatz basiert auf der Tatsache, dass Krebszellen, die kein funktionelles Brustkrebs-assoziiertes Protein 1 oder 2 (BRCA1/BRCA2) besitzen und infolge dessen Defizite in der homologen Rekombination (HR) aufweisen, hypersensitiv auf die Hemmung der Poly(ADP-ribose) Polymerase (PARP-1) reagieren. Pharmakologische Inhibitoren von PARP-1 in Kombination mit zytotoxischen Anti-Krebs Medikamenten oder Strahlungstherapie verursachen genetische Instabilität, vor allem in BRCA1/2 mutierten Zellen, die zum Zelltod führen. BRCA-defiziente Tumore repräsentieren lediglich einen geringen Anteil an humanen Krebsarten, welche die therapeutische Anwendbarkeit der PARP Inhibitoren in einer Mono- oder Kombinationstherapie beschränken.
Überraschenderweise, konnten wir zeigen, dass BRCA1-kompetente BT-20 Burstkrebszellen hypersensitiv gegenüber der Inhibition von PARP sind [1]. Pharmakologische Interferenz mit der Aktivität von PARP-1 inhibierte die Proliferation BT-20 Zellen sehr stark, induzierte Caspase-3-abhängige Apoptose und potenzierte die Wirksamkeit von C-1305, einem selektiven Topoisomerase II Inhibitor. Im Gegensatz dazu wurde die Proliferation von BRCA1-defizienten SKBr-3 Zellen durch die Inhibition von PARP-1 nur sehr schwach beeinflusst und die PARP-1 Inhibition wirkte nicht synergistisch mit der C-1305-mediierten Hemmung der Topoisomerase II. Weitere Experimente offenbarten, dass die PARP-1 Inhibition zur Akkumulation von DNA-Strang Brüchen führte und Caspase-3-abhängige Apoptose exklusiv in BT-20 Zellen induzierte. Diese neuen Erkenntnisse zeigen, dass die Inhibition von PARP-1 auch in BRCA1-positiven Brustkrebszellen Apoptose induzieren kann, deren Sensitivität gegenüber Anti-Krebs Medikamenten verstärkt und lassen vermuten, dass Mutationen in anderen DNA Reparatur Proteinen und/ oder Deregulation der zellulären Antwort auf DNA Schädigung die Zellen auf die Hemmung der PARP-1 Aktivität sensibilisieren können.
Das Ziel dieses wissenschaftlichen Antrags ist es die Komponenten der deregulierten Antwort auf DNA Schädigung in BRCA1-kompetenten Brustkrebszellen zu identifizieren und die Rolle von TP53 in der Reaktion auf die Hemmung von PARP-1 zu charakterisieren. Die Aufklärung der synthetisch letalen Interaktion in BRCA1/2 kompetenten Tumorzellen könnte dabei helfen neue potentielle therapeutische Targets zu identifizieren und den therapeutischen Nutzen von PARP-1 Inhibitor(en) sowohl in der Mono- als auch in der Kombinationstherapie mit anderen Anti-Krebs Medikamenten wie Topoisomerase Inhibitoren zu erweitern.
SHE-BC Sexual Health during endocrine treatment for breast cancer
Projektleitung: Univ.Prof. Dr. Barbara Sperner-Unterweger, Mag. Dr. Verena Meraner; Department für Psychiatrie und Psychotherapie Univ.-Klinik für Biologische Psychiatrie, Innsbruck
Projektdauer: 2014 - 2015
Fördersumme: 15.000 Euro
Die Diagnose Brustkrebs bedeutet für jede Patientin einen enormen Einschnitt in ihr bisheriges Leben. Die Erkrankung und die notwendigen Therapien sind für die Patientinnen mit Veränderungen der körperlichen Erscheinung, ihres Körpererlebens, des Gefühls der Weiblichkeit und damit verbunden auch der eigenen Sexualität verknüpft. Besonders die adjuvante endokrine Therapie ist bekanntermaßen mit sexuellen Beeinträchtigungen assoziiert; die östrogene Supprimierung kann zu einer Vielzahl von sowohl körperlichen als auch emotionalen Veränderungen führen, u.a. vaginale Veränderungen (Scheidentrockenheit, Juckreiz, Ausfluss), Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Libidoverlust, Störungen der Orgasmusfähigkeit, sowie Beeinträchtigungen der psychischen Befindlichkeit, die wiederum Einfluss auf die empfundene sexuelle Attraktivität, das sexuelle Erleben, sowie die Aktivität nehmen. Allerdings stammen diese Daten hauptsächlich von postmenopausalen Patientinnen.
Über das Ausmaß und die Ausprägung sexueller Beeinträchtigungen infolge der Brustkrebserkrankung bzw. der Therapien bei jungen prämenopausale Patientinnen ist bisher zu wenig bekannt. Primäres Ziel dieses Projektes ist die umfassende Untersuchung der sexuellen Gesundheit von jungen, prämenopausalen Brustkrebspatientinnen unter antihormoneller Therapie im Vergleich zu Frauen aus der Allgemeinbevölkerung (ohne Brustkrebserkrankung) vergleichbaren Alters mittels subjektiver Patientendaten (patient-reported outcomes). Dies beinhaltet die Erfassung der sexuellen Funktionsfähigkeit mit besonderem Fokus auf die psychosexuellen Aspekte, dem Behandlungsbedarf im Bereich der Sexualität (sexual care needs) sowie des Einflusses hormoneller Veränderungen auf die sexuelle Gesundheit. Zudem sollen Prädiktoren für die sexuelle Gesundheit untersucht werden
Langfristig sollen Ergebnisse dieser Studie dazu beitragen, ein zielgerichtetes, bedürfnisorientiertes sexualtherapeutisches (medizinisch wie psychologisch) Behandlungsangebot für Brustkrebspatientinnen zu entwickeln. In einem 3-Stufen-Plan sollen sexuell-edukative Aspekte, individualisierte sexualtherapeutische (psychologisch-medizinische) Behandlung im Einzelkontakt, sowie ein Kompetenztraining der BehandlerInnenteams hinsichtlich Kommunikation und Interventionsmöglichkeiten im Bereich der Sexualität erarbeitet werden.