Warum Frauen mit dem Rauchen nicht aufhören können…

Jahrzehnte lang war Rauchen männlich: Marlboro Man und seine Freunde waren in den 70iger Jahren Vorbild für 85 % männliche und 15 % weibliche RaucherInnen. Mit den 80iger Jahren begann sich dieses Verhältnis zu verändern. Derzeit rauchen in Österreich 34 % der Männer und 23 % der Frauen, wobei der Anteil der Raucherinnen stetig steigt. Frauen emanzipieren sich beim Rauchen, sie emanzipieren sich auch bei den Rauchfolgen – die Erkrankungsraten bei COPD, Lungenkrebs etc. steigen. Frauen emanzipieren sich aber noch nicht beim Rauchausstieg. Anlässlich des Weltnichtrauchertages präsentiert die Österreichische Krebshilfe die "Raucherentwöhnung aus Gendersicht".

Die Unterschiede zwischen Mann und Frau sind – wie in vielen anderen Bereich des Lebens – auch beim Rauchverhalten und vor allem beim Rauchausstieg erkennbar und wurden in den letzten Jahren intensiver erforscht. "Der Anstieg der weiblichen Raucherkarrieren ist eine traurige ‚Erfolgsstory'. Frauen emanzipierten sich beim Rauchen, aber beim Raucherausstieg haben sie viel weniger Engagement, als ihre männlichen Kollegen," erklärt Krebshilfe Präsident Univ. Prof. Dr. Paul Sevelda. Resultat dieser Entwicklung ist der Anstieg von Erkrankungen wie COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) oder Lungenkrebs bei Frauen.

Anlässlich des Weltnichtrauchertages 2010 präsentiert Pneumologe Prim. Dr. Herwig Schinko von der Österreichischen Krebshilfe die wichtigsten Fakten zur "Raucherentwöhnung aus Gendersicht".

  • Frauen haben schlechtere Chancen beim Rauchausstieg. Tatsächlich werden nur 10-20% rauchfrei, bei den Männern sind es 40-50% der Entzugswilligen. Innerhalb von Entwöhngruppen werden bei Frauen aber weniger Rückfälle verzeichnet als bei Männern.

  • Nach einem Rauchstopp kommen bei Raucherinnen öfters negative Gefühlszustände vor als bei Männern. Wenn diese stark ausgeprägt sind, nimmt auch die Zuversicht ab, rauchfrei zu bleiben. Stress, emotional negative Situationen sowie Belastungen – vor allem in der Partnerschaft und im Beruf – lassen Frauen leichter rückfällig werden.

  • Das weibliche Rauchverhalten schwankt mit dem Menstruationszyklus. Dies bedeutet, dass sich das Verlangen nach Nikotin vor und während der Menstruation verstärkt. Als Langzeiteffekt kommen Frauen ein Jahr früher in die Wechseljahre.

  • Raucherinnen bekommen nach der Pilleneinnahme weniger leicht Kinder. Schwangerschaft und Kinderwunsch sind aber starke Motivationsgründe, rauchfrei zu werden. Während der Schwangerschaft raucht 1/3 der Raucherinnen ohne Unterbrechung und Zigarettenreduktion weiter, 1/3 schafft es, rauchfrei zu werden und zu bleiben, während 1/3 nach der Schwangerschaft wieder zu rauchen beginnt.

  • Frauen, die vor oder nach der Menopause stehen, verzeichnen einen höheren Erfolg bei der Raucherentwöhnung.

  • Während Raucher beiderlei Geschlechts zu ca. 48% nikotinabhängig sind, erwarten sich eher Frauen eine stimmungsregulierende Wirkung des Nikotins.

  • Obwohl beim Körpergewicht keine erkennbaren Unterschiede zwischen Rauchern und Nichtrauchern bestehen, stellt gerade für Frauen eine mögliche Gewichtszunahme beim Rauchausstieg ein größeres Problem dar, als bei Männern. Während nur 35% der Männer eine Gewichtszunahme von 2-3 kg beim Rauchstopp nicht tolerieren, sind es bei Frauen 75%. Interessant ist auch, dass tatsächlich die Gewichtszunahme bei Frauen etwas größer ausfällt als bei Männern. Allerdings "normalisiert" sich das Gewicht über Jahre wieder.

  • Auf einen Nikotinersatz beim Zigarettenausstieg scheinen Frauen weniger zu anzusprechen als Männer. Nikotinersatzprodukte kommen beim Einzel- wie Gruppenausstieg in Frage.

"Weibliche" Motive und Tipps für den Rauchausstieg
"Für Raucherinnen sind vor allem Motivation und Stärkung des Selbstvertrauens Motive für den Rauchausstieg", so der Pneumologe Prim. Dr. Herwig Schinko. "Einfache Tipps und Tricks, wie z.B. Apfel statt Zigarette oder der Zeitpunkt des Ausstiegs fern dem Menstruationszeitpunkt können helfen, den Weg zur Rauchfreiheit zu erleichtern und dabei auch erfolgreich zu bleiben," so Schinko. Entspannungsübungen oder Bewältigungsstrategien in Konfliktsituationen zählen ebenso zu den "weiblichen" Therapieansätzen, wie Unterstützung durch Ernährungs- oder Sportberatung.

Trotzdem gibt es DIE erfolgversprechende Motivation zum Raucherausstieg für Raucherinnen nicht. Obwohl sie an einem nachhaltigen Lebensstil interessiert sind, ist ihr Bewusstsein für die Bedrohung durch den Zigarettenrauch – anders als bei Männern – nicht wirklich ausgeprägt. "Wünschenswert wäre, wenn Raucherinnen auch hier Emanzipation zeigen würden," so Krebshilfe Präsident Sevelda. "Dies wäre vor allem auch notwendig, um eine Trendwende herbeizuführen. In den USA hat beispielsweise bereits in den späten 80er Jahren der rauchbedingte Lungenkrebs den Brustkrebs als Todesursache Nr. 1 bei Frauen überholt."

Krebshilfe-Broschüre "Ratgeber für Raucher, Nichtraucher und Passivraucher":
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