Die Österreichische Krebshilfe begeht 2020 ihr 110-jähriges Bestehen und entwickelte sich zu DER Anlaufstelle für Information, Hilfe, Vorsorge und Forschung. Gegründet 1910 von den führenden Medizinern ihrer Zeit und unter dem persönlichen Protektorat des Kaisers, entwickelte sich die Organisation zu DER Stimme Österreichs KrebspatientInnen und Angehöriger und zum verlässlichen Partner im Kampf gegen Krebs und für die Verbesserung der Vorsorge.
Die Geschichte von „Krebs“ ist älter als man denkt.
Wir wissen aufgrund Untersuchungen (Roy Lee Modie, 1923), dass vor 50 Mio. Jahren ein Dinosaurier von einer bösartigen Knochengeschwulst befallen war und vor 500.000 Jahren ein Mensch an einer Krebsgeschwulst des Nasenrachenraumes erkrankte (das Skelett befindet sich im Britischen Museum). Um 1700 v.Chr. wurde im Smith-Papyrus aus dem ägyptischen Theben erstmals Brustkrebs beschrieben, 400 v.Chr. bezeichnete Hippokrates den bösartigen Krebs als „karzinoma“.
Von der Operation mit dem Glüheisen zu moderner Krebstherapie
Die medizinischen Entwicklungen reichten von abstrusen Methoden (Behandlung mit Ätzmitteln) bis hin zu bahnbrechenden Entdeckungen und Entwicklungen (wie dem Mikroskop, der Radikaloperation, der Äthernarkose und der Röntgenstrahlen), die heute noch in moderner Form Teile effizienter Krebsbehandlungen darstellen. Aber erst im 19. Jahrhundert – besonders durch die Krebserkrankung (Kehlkopf) von Kaiser Friedrich III – wurden Krebserkrankungen von der Öffentlichkeit und Medizinern verstärkt wahrgenommen.
Gründung der Österreichischen Krebshilfe
Die Gründerväter der Österreichischen Krebshilfe gehörten zu den namhaftesten Medizinern ihrer Zeit und waren z. B. auch Mitglieder des ersten „Krebskomitees in der Gesellschaft der Ärzte“ (Rudolf Chrobak). Besonders zwei Mitglieder des Komitees sahen auch die Not der zum großen Teil armen Bevölkerung und wollten etwas dagegen tun.
„Die Not unserer Krebskranken wird immer größer, wir müssen etwas tun, um sie zu lindern. Könnten wir nicht zusammenkommen, um darüber zu sprechen?“
Diese Zeilen schrieb Hofrat Prof. Dr. Julius Hochenegg im Jahr 1909 an seinen Kollegen Hofrat Prof. Dr. Anton Freiherr von Eiselsberg. Infolgedessen gründeten am 20.12.1910 Prof. Dr. Julius Hochenegg, HR Prof. Dr. Anton Freiherr von Eiselsberg, HR Prof. Dr. Richard Paltauf, Prof. Dr. Alexander Fraenkel, Doz. Dr. Ludwig Teleky und Dr. Josef Winter die „k.u.k. Gesellschaft zur Erforschung und Bekämpfung der Krebskrankheit“ – die heutige Österreichische Krebshilfe.
In den Statuten wurde festgelegt, dass der Verein sowohl wissenschaftliche als auch humanitäre Ziele verfolgt, eine „umfangreiche Aufklärungsarbeit über den Krebs im volkstümlichen Sinn“ leisten und „die Zentralauskunftstelle für all die Krebsforschung und Krebsfürsorge betreffenden Fragen in Österreich“ bilden soll.
Von Heimbesuchen und kleinen Geldbeträgen zu professioneller finanzieller Soforthilfe und 63 Krebshilfe-Beratungsstellen
Besonders Prof. Hochenegg, der Patienten daheim besuchte, machte die Not, die er dort sah, tief betroffen. Deshalb erhielten ab 1910 „als bedürftig empfundene Krebskranke“ von der Krebsgesellschaft entweder direkte kleinere Geldbeträge oder die Krebsgesellschaft bezahlte für die Radium-Behandlungen.
Heute leistet die Österreichische Krebshilfe österreichweit finanzielle Soforthilfe für alle PatientInnen, die durch die Krebserkrankung in finanzielle Not geraten sind. Aus den „Besuchen von Prof. Hochenegg daheim bei Patienten“ wurde ein Netzwerk aus 63 Krebshilfe-Beratungsstellen mit 100 professionell ausgebildeten Krebshilfe-BeraterInnen (klinischen PsychologInnen, Psycho-Onkologinnen etc.) und vielen ehrenamtlich tätigen Medizinern, die ihre Zeit und ihr Wissen in den Dienst der Sache stellen.
Vom „Merkblatt in der Tageszeitung“ zu Patientenbroschüren, Fachzeitschriften, professionellen Kampagnen und Volksbegehren
Die Krebsgesellschaft veröffentlichte 1914 ein Merkblatt in Tageszeitungen und appellierte an die Bevölkerung, nicht erst zum Arzt zu gehen, wenn es zu „massiven körperlichen Beschwerden“ kommt. Eine Botschaft, die gestern wie heute gilt und von der heutigen Krebshilfe in Form von großen Kampagnen (wie „Pink Ribbon“, „Loose Tie“, „Sonne ohne Reue“ uvm.) jährlich durchgeführt wird. Wollte man 1914 allerdings nicht näher auf Symptome einer möglichen Krebserkrankung eingehen, um „hypochondrisch geneigte Menschen nicht in Panik zu versetzen“ und kommunizierte diese deshalb nur in Fachzeitungen, gibt die Österreichische Krebshilfe heute rund 500.000 Vorsorgebroschüren jährlich heraus und stellt diese der Bevölkerung, Ärzten, Spitälern, Krankenkassen etc. kostenfrei zur Verfügung. Die Gesellschaft warnte in weiteren Merkblättern auch vor Kurpfuschern und ihren vermeintlichen Wundermitteln. Ein Anliegen, das auch die heutige Krebshilfe mit z. B. der Broschüre „Komplementäre Maßnahmen JA – alternative Methoden NEIN“ PatientInnen und Angehörigen unermüdlich vermittelt.
War es 1914 der Kampf der Krebsgesellschaft, die chemische Einfärbung der Wiener Teebutter zu verhindern, sind es heute gesundheitspolitische Forderungen (u. a. die HPV-Impfung, die Einführung des Mamma-Screenings uvm.) bis hin zum ersten Volksbegehren in der Geschichte der Krebshilfe („Don’t smoke“), das letztlich auch zur Rauchfreiheit in der Gastronomie führte.
Förderung der Forschung
Die Krebsgesellschaft unterstützte laufend wissenschaftliche Arbeiten. 1912 beschloss der Vorstand die Errichtung eines Laboratoriums zur chemisch-experimentellen Forschung, das auch bereits ein Jahr später in Betrieb ging.
Für die heutige Krebshilfe ist die Förderung der Forschung mit unmittelbarem Nutzen für die Bevölkerung wichtiger Bestandteil der Arbeit. Allerdings verfügt die Krebshilfe leider nicht über ausreichend finanziellen Mittel, um Grundlagenforschung zu fördern.
Höchst dotierter Forschungspreis in der Geschichte der Krebshilfe
Im Jubiläumsjahr 2020 vergab die Österreichische Krebshilfe – auch in Anlehnung an das 110-jährige Bestehen“ - den mit Euro 110.000 höchst-dotierten Forschungspreis ihrer Geschichte. Aus den zahlreichen Einsendungen wurde vom Vorstand das Projekt „Entwicklung einer therapeutischen HPV- Impfung basierend auf dem viralen Vektor VSV-GP“ von Dr. Janine Kimpel, Institut für Virologie am Department für Hygiene und Mikrobiologie und Public Health an der Medizinischen Universität Innsbruck, gewählt.
Das Ziel dieses Forschungsprojektes ist die Entwicklung eines therapeutischen Impfstoffes gegen das humane Papillomvirus (HPV), um bestehende HPV Infektionen zu eliminieren, bevor es zur Krebsentstehung kommt.
„Die bereits bestehende, präventive HPV-impfung kann eine Neuinfektion mit Hochrisiko HPV Typen sehr erfolgreich verhindern und somit die Entstehung von Tumoren im Zervix vermeiden. Jedoch gibt es sehr viele nicht geimpfte Frauen bzw. Frauen mit schon bestehenden HPV Infektionen, welche nicht von den körpereigenen Abwehrmechanismen beseitigt werden können,“ so die Preisträgerin. „Das lange Zeitfenster zwischen der Infektion mit einem Hochrisiko HPV-Typen und der Krebsentstehung bietet eine gute Möglichkeit, die Infektion durch eine therapeutische Impfung zu eliminieren. Therapeutische HPV Impfungen haben das Ziel T-Zellantworten, insbesondere zytotoxische T-Zellen, gegen virale Proteine zu induzieren. Dadurch soll die Virusinfektion eliminiert werden, bevor es zur Krebsentstehung kommen kann bzw. könnten auch schon bestehende Krebszellen bekämpft werden,“ so Dr. Kimpel.
Aktuelle Forderungen der Österreichischen Krebshilfe
Die Österreichische Krebshilfe begrüßt, dass „Prävention“ und „Impfen“ im neuen Regierungsprogramm enthalten sind und wird darauf achten, dass diese Punkte auch rasch umgesetzt werden. Im Bereich Prävention fordert die Krebshilfe seit langem organisierte Screening-Programme für Darmkrebs und Hautkrebs sowie die Harmonisierung von PSA.
Ein besonderes Anliegen ist der Krebshilfe die Erhöhung der HPV-Durchimpfungsrate durch entsprechende Öffentlichkeitsarbeit durch das Gesundheitsministerium, die Umsetzung des elektronischen Impfpasses und ein „Opt-out“ (keine generelle Impfpflicht aber erst nach eingehender Beratung der Eltern können diese gegen die HPV-Impfung widersprechen). Die Krebshilfe wird dazu gemeinsam mit der AGO (Arbeitsgemeinschaft gynäkologiche Onkologie) am 3.3.2020 eine Presse-Enquete abhalten.
Weitere Anliegen sind der wiederholt geforderte und notwendige Ausbau palliativer Einrichtungen und Dienstleistungen und die Aufnahme der Krebserkrankung als medizinische Indikation für einen Kostenzuschuss von Eizell-/Samenspenden. Das vorsorgliche Einfrieren von Samen- und Eizellen für PatientInnen, deren Erkrankung und/oder Therapie dazu führen kann, dass die Wahrscheinlichkeit für eine natürliche Konzeption später stark eingeschränkt ist und die damit erfolgende IVF-Therapie teilweise vom Österreichischen IVF-Fonds subventioniert wird, ist ein besonderes Anliegen junger Frauen und Männer, die dank der modernen Krebstherapien geheilt werden können und das Recht auf Gründung einer Familie haben.
„An oberster Stelle unserer Forderungen steht natürlich, dass jedem Krebspatienten/jeder Krebspatientin auch weiterhin jedes erwiesen wirksame Medikament für die Krebstherapie zur Verfügung steht und die Kosten dafür von der ÖGK übernommen werden,“ so Krebshilfe-Präsident Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda. „Wir hoffen, dass – wie im Regierungs-programm angekündigt – alle notwendigen Schritte rasch unternommen werden, damit hinsichtlich einiger Krebsmedikamente eine wohnortnahe Versorgung der Patienten im niedergelassenen Bereich möglich ist und weiter entwickelt wird“, so Sevelda.
Rückfragen & Kontakt:
Österreichische Krebshilfe
Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda
Präsident der Österreichischen Krebshilfe
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